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Eröffnung des Bundeskongresses 2023
Eröffnung des Bundeskongresses 2023 (c) Wolfgang Borrs

Bundeskongress 2023: Emotion und Ratio

„Emotion und Ratio in der Politischen Bildung“ – unter diesem Titel fand der Bundeskongress 2023 des Netzwerks Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage statt. 180 Multiplikator*innen kamen am 14. und 15. September 2023 im Berliner Umweltforum dafür zusammen. Das Plenum forderte in einer Stellungnahme gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung für Schüler*innen.

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Neben der Kurzdokumentation sind auf unserem Youtube-Kanal der Eröffnungsvortrag von Sanem Kleff und das Poetic Recording “Zehn Fäden” von Henrik Szántó zu finden. Außerdem gibt es eine ausführliche schriftliche Dokumentation zum Herunterladen.

Am Eröffnungstag, dem 14. September, sagte Sanem Kleff, Direktorin des Courage-Netzwerks, in ihrer Begrüßung, dass in dieser Zeit, in der Rechtsextremismus in Gesellschaft und Schule stetig wachse, in der politischen Bildung nicht gespart werden dürfe. Zudem müsse der Ausbau des Netzwerks mit weiteren Regionalkoordinationen vorangetrieben werden, um flächendeckend die Begleitung und Beratung der Courage-Schulen zu gewährleisten. Sanem Kleff führte gemeinsam mit Filmemacherin und Moderatorin Mo Asumang, die ein langjähriges engagiertes Netzwerkmitglied ist und zum Beirat der Bundeskoordination gehört, durch das Bühnenprogramm.

Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, ließ dem Netzwerk anlässlich des Bundeskongresses ein Grußwort zukommen, das Vorstandsmitglied Zonya Dengi von Aktion Courage e. V. vorlas: „Viele Schulen in Deutschland werden bei rassistischen, antisemitischen oder anderen diskriminierenden Vorfällen leider völlig alleine gelassen. Ob Schüler*innen, Lehrer*innen oder Eltern: Sie alle brauchen Unterstützung, wenn sie selbst Hass und Diskriminierung erleben. Wir brauchen deshalb mehr Beratungsstellen in den Ländern und Landes-Antidiskriminierungsgesetze, die Diskriminierungen im Schulbereich konkret ahnden.”

Publikum des Bundeskongresses
Bundeskongress 2023 (c) Wolfgang Borrs

Daran anknüpfend, sprach sich das Plenum für eine Stellungnahme aus, um den Diskriminierungsschutz an Schulen zu stärken: „Die Teilnehmer*innen des Bundeskongresses der Bundeskoordination von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, an dem vom 14. bis 15. September 2023 180 Vertreter*innen der 125 Koordinierungsstellen teilnahmen, unterstützen die Bemühungen der Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, den Schutz vor Diskriminierung an Schulen rechtlich zu stärken. Das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) greift bei Diskriminierungen von Schüler*innen nicht. Da Bildung Ländersache ist, ist auch der Schutz vor Diskriminierung an Schulen Ländersache. Diese Lücke müssen die Länder mit einem eigenen Gesetz endlich schließen, ähnlich dem Landesantidiskriminierungsgesetz in Berlin.“ Am zweiten Kongresstag wurde dieser Wortlaut per Handzeichen beschlossen.

Thomas Krüger und Mo Asumang im Gespräch auf der Kongressbühne
Thomas Krüger und Mo Asumang (c) Wolfgang Borrs

In Bezug auf das Kongressthema plädierte Thomas Krüger, der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, für eine Verknüpfung von Ratio und Emotionen. Emotionen sollten reflektiert, anerkannt und einbezogen werden, ohne die Menschen zu emotionalisieren. In seinem Vortrag machte Dr. Hendrik Kasper Schröder von der Universität Bremen deutlich, dass Politik immer mit Emotionen zusammenhänge und diese politische Entscheidungen beeinflussten. Populistinnen und Demokratiefeinde wüssten dies für sich zu nutzen. Emotionen könnten allerdings auch Türöffner in der politischen Bildung sein.

Bundeskongress 2023 (c) Wolfgang Borrs

Im Anschluss verteilten sich die Teilnehmenden des Bundeskongresses in unterschiedliche Workshops. Sie beschäftigten sich in den Arbeitsgruppen mit Themen wie Einsamkeit als Gefahr für die Demokratie, gesundheitliche Auswirkungen von Krisen und soziale Bewegungen. Im folgenden World Café erarbeiteten sie Instrumente und Ansätze dazu, wie im Courage-Netzwerk mit zunehmenden Ängsten und Emotionen sowie dem erstarkenden Rechtsextremismus umgegangen werden kann.

Dr. Mehmet Daimagüler  auf der Kongressbühne
Dr. Mehmet Daimagüler (c) Wolfgang Borrs

Am zweiten Kongresstag, dem 15. September sprach Dr. Mehmet Daimagüler, Antiziganismusbeauftragter der Bundesregierung. Er zeigte große Verbundenheit mit dem Netzwerk und sagte: „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist eine riesengroße Bürgerbewegung“. In seiner Rede berichtete er von der „zweiten Verfolgung“ der Sinti*zze und Rom*nja und wie ihnen bis heute Rechte verweigert werden, sie in die Verarmung gedrängt und kriminalisiert werden. Er forderte alle auf, die Demokratie zu verteidigen, auch an Schulen. Menschenrechte seien keine Naturgesetze, sondern Resultate menschlichen Willens. In dem Kampf um ihre Durchsetzung sieht Mehmet Daimgüler das Courage-Netzwerk als wichtigen Verbündeten.

Dr. Maja Bächler hält einen Vortrag
Dr. Maja Bächler (c) Wolfgang Borrs

Zum Kongressthema „Emotion und Ratio“ folgte der Impulsvortrag von Dr. Maja Bächler, Extremismusforscherin und Fachbereichsleiterin bei der Bundeszentrale für politische Bildung, über polarisierende Emotionen. Eine wichtige Aufgabe sei es, in einem Zeitgeist der Polarisierung Ruhe reinzubringen und junge Menschen darin zu unterstützen, sich angesichts zunehmender Überforderung zurechtfinden. Als politische Bilder*innen müssten „wir hinter Zorn, Wut und Ablehnung schauen“, sagte sie.

Nach einer weiteren Workshopphase, in denen pädagogische Methoden diskutiert und erprobt wurden, beschloss das Plenum den Wortlaut der Stellungnahme. Beendet wurde die Veranstaltung mit einem „Poetic Recording“, den poetischen Kongresseindrücken, gesammelt und vorgetragen von Spoken Word Artist Henrik Szántó.