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Bundeskongress mit 180 Teilnehmer*innen

18. September 2023
Publikum des Bundeskongresses
(c) Wolfgang Borrs

Gesellschaftliche Krisen und Emotionen in der politischen Bildung / Stellungnahme: Diskriminierungsschutz an Schulen muss deutschlandweit umgesetzt werden

180 Multiplikator*innen des Courage-Netzwerks sind im Berliner Umweltforum zusammengekommen, um über den Umgang in der politischen Bildungsarbeit mit Gefühlen in diesen krisenhaften Zeiten zu diskutieren. Das Plenum forderte gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung für Schüler*innen. Der zweitägige Bundeskongress von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage fand am 14. und 15. September zu dem Thema „Emotion und Ratio in der politischen Bildung“ statt.

Am Eröffnungstag ging Sanem Kleff, Direktorin der Bundeskoordination von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, bei der Begrüßung auf das diesjährige Kongressthema ein: „In krisenhaften Zeiten sind die Menschen, so zeigt es die Geschichte, anfälliger für demokratiefeindliche Ideologien. Corona, Krieg und wirtschaftliche Verschlechterungen sorgen für Verunsicherung, auch an den Schulen. Zugleich sind gerade junge Menschen sensibler geworden, sie reagieren auf Diskriminierungen und lassen sich weniger gefallen – was sehr gut ist. Wir wollen uns auf dem diesjährigen Bundeskongress mit den Verunsicherungen befassen und mit den Betroffenheiten. Die Frage ist: Wie kann eine politische Bildung mit Gefühl und Verstand aussehen?“

Es folgte ein Grußwort von Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung: „Die Devise für die politische Bildung lautet: Kein Kampf zwischen Ratio und Emotion, sondern eine Verknüpfung – anhand professioneller pädagogischer Maßgaben! Wenn politische Bildung lediglich darauf abzielt, die Subjekte zu emotionalisieren, dann wird eine selbstbestimmte Meinungs- und Persönlichkeitsbildung zumindest erschwert. Wenn aber in politischen Bildungsprozessen Emotionen reflektiert und als normal und wichtig anerkannt werden, dann sind wir schon einen großen Schritt weiter.“

Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, ließ dem Netzwerk anlässlich des Bundeskongresses ein Grußwort zukommen: „Viele Schulen in Deutschland werden bei rassistischen, antisemitischen oder anderen diskriminierenden Vorfällen leider völlig alleine gelassen. Ob Schüler*innen, Lehrer*innen oder Eltern: Sie alle brauchen Unterstützung, wenn sie selbst Hass und Diskriminierung erleben. Wir brauchen deshalb mehr Beratungsstellen in den Ländern und Landes-Antidiskriminierungsgesetze, die Diskriminierungen im Schulbereich konkret ahnden.”

Daran anknüpfend sprach sich das Plenum für folgende Stellungnahme aus: „Die Teilnehmer*innen des Bundeskongresses der Bundeskoordination von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, an dem vom 14. bis 15. September 2023 180 Vertreter*innen der 125 Koordinierungsstellen teilnahmen, unterstützen die Bemühungen der Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, den Schutz vor Diskriminierung an Schulen rechtlich zu stärken. Das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) greift bei Diskriminierungen von Schüler*innen nicht. Da Bildung Ländersache ist, ist auch der Schutz vor Diskriminierung an Schulen Ländersache. Diese Lücke müssen die Länder mit einem eigenen Gesetz endlich schließen, ähnlich dem Landesantidiskriminierungsgesetz in Berlin.“

Durch das Bühnenprogramm führte die Filmemacherin Mo Asumang, die das Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage als Beiratsmitglied und Schulpatin unterstützt. Nach den Grußworten verdeutlichte Dr. Hendrik Kasper Schröder von der Universität Bremen in seinem Vortrag, welche Rollen Emotionen in der politischen Bildung zufallen und skizzierte Ansätze einer emotionssensiblen Bildungsarbeit. Im Anschluss verteilten sich die Teilnehmenden des Bundeskongresses in unterschiedliche Workshops. Sie beschäftigten sich in den Arbeitsgruppen mit Themen wie Einsamkeit bei Jugendlichen, gesundheitliche Auswirkungen von Krisen und soziale Bewegungen.

Am zweiten Kongresstag, den 15. September, sprach Dr. Mehmet Daimagüler, Antiziganismusbeauftragter der Bundesregierung: „Rassismus kann Menschen kaputtmachen. In erster Linie natürlich die Betroffenen von Rassismus, die ausgegrenzt und stigmatisiert werden. Aber auch die Rassisten selbst, die ein Leben mit Hass und Wut im Herzen leben. Rassismus wächst und gedeiht im Laufe des Erwachsenwerdens – Kleinkinder kennen keinen Rassismus. Diesen Zustand des Menschseins müssen wir erhalten. Deswegen ist Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage so ungemein wichtig für uns alle: für Schülerinnen und Schüler und für Erwachsene.“

Die Frage, welche Konsequenzen sich für die Strukturen, Instrumente und Methoden des Netzwerks ableiten lassen, wurde am zweiten Tag des Bundeskongresses in den Blick genommen. In den Workshops wurde beispielsweise gezeigt, wie theater- und musikpädagogische Methoden einen Zu- und Umgang mit Emotionen ermöglichen können.

Das Programm zum Download

Pressemitteilung zum Download

Der Bundeskongress wird von der Bundeszentrale für politische Bildung finanziert. Die Arbeit der Bundeskoordination Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und von der GEW gefördert.