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Bundeskongress: 200 Teilnehmer*innen diskutieren Herausforderungen politischer Bildung in Krisenzeiten

15. September 2022
Bundeskongress 2022
(c) Wolfgang Borrs

Gegenwärtige und zukünftige Krisen wurden im Berliner Umweltforum von den Netzwerkakteur*innen in den Blick genommen.

200 Multiplikator*innen des Courage-Netzwerks sind im Berliner Umweltforum zusammengekommen, um über die Herausforderungen in der politischen Bildung in diesen krisenhaften Zeiten zu diskutieren – und um sich nach Jahren endlich persönlich wiederzusehen. Am 14. September wurde im Umweltforum in Berlin der zweitägige Bundeskongress „Die bewegte Republik. Politische Bildung mit jungen Menschen in Zeiten globaler Krisen“ von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage eröffnet.

In der Begrüßung betonte Eberhard Seidel, Geschäftsführer der Bundeskoordination von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage: „Vieles, was vertraut war, scheint keine Gültigkeit mehr zu haben, vermeintliche Gewissheiten sind in Bewegung geraten. Die rasanten Veränderungen führen viele in den Schulen, Bildungseinrichtungen und der Jugendarbeit an Belastungsgrenzen. Unser Kongress bietet Gelegenheit zum bundesweiten Erfahrungsaustausch und zu einer Weiterentwicklung von Ansätzen der Demokratiebildung und der politischen Bildungsarbeit.“

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, ging in seinem Grußwort darauf ein: „Krisen verstärken Ideologien der Ungleichwertigkeit. Politische Bildung muss die Gleichwertigkeit in den Mittelpunkt rücken, demokratische Haltungen und Menschenwürde fördern.“ In Krisenzeiten aufzuwachsen, sei prägend für junge Leute. Wir müssten uns fragen, welche Erwartungen Jugendliche an uns hätten: „Politische Bildung muss Partizipationsmöglichkeiten einschließen und junge Menschen ernst nehmen und einbeziehen“, so Krüger. „Schulen sind Teil der Gesellschaft“, betonte Krüger. Unser Netzwerk trage aktuelle Themen und Debatten in die Schulen und werde heute „mehr denn je“ gebraucht.

Den Eröffnungsvortrag „Das Ende des Kapitalismus. Wie wir leben werden“ hielt Publizistin und taz-Redakteurin Ulrike Herrmann. Sie stellte darin die Thesen ihres gleichnamigen, am 8. September erschienenen Buches vor. Im Kern steht die Erkenntnis, dass Kapitalismus Wachstum brauche, unbegrenztes Wachstum auf einer begrenzten Welt aber nicht möglich ist. Auch das zurzeit propagierte „Grüne Wachstum“ komme schnell an seine Grenzen: Ökologisch neutral erzeugte Energie bleibe knapp und teuer. Herrmann prognostiziert: Ein „Grünes Schrumpfen“ sei unausweichlich, was bedeute: „Der Kapitalismus wird enden.“ Wichtig sei, diesen Prozess nicht chaotisch ablaufen zu lassen sondern zu organisieren. Sie empfiehlt eine „Rationierung“ von Gütern, die auch für Gleichheit sorge: „Die Reichen müssten verzichten.“

Im Anschluss konnten sich die Teilnehmenden in vielfältigen Workshops mit den gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigen, vor denen die Antidiskriminierungsarbeit und Menschenrechtsbildung angesichts der aktuellen Konfliktfelder stehen. Dabei ging es unter anderem um Verschwörungserzählungen oder die Erosion der Demokratie durch Autoritarismus.

Die Frage, mit welchen Ansätzen und Instrumenten das Netzwerk auf die Herausforderungen reagieren kann, wurde am zweiten Tag in den Blick genommen. Hier das komplette Programm.

Der Bundeskongress wird von der Bundeszentrale für politische Bildung finanziert.

Die Arbeit der Bundeskoordination Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und von der GEW gefördert.