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“Unsere Kommunikation darf nicht abbrechen”

23. November 2023
Sanem Kleff (c) Wolfgang Borrs

Liebe Aktive an den Courage-Schulen,

bei dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel wurden fast 1.500 Zivilist*innen, darunter auch Kinder, Jugendliche und Frauen, ermordet oder entführt. Beim Gegenschlag des israelischen Militärs kamen Tausende von Zivilist*innen, darunter ebenfalls viele Kinder und Jugendliche, ums Leben.

Wir trauern um die unschuldigen Opfer. Das menschliche Leid auf beiden Seiten berührt uns sehr.

Die Auswirkungen der Ereignisse auf unseren Alltag sind massiv. Wir sehen mit Erschrecken, wie Antisemitismus von diversen Seiten unverhohlen und öffentlich zum Ausdruck gebracht wird. Jüdische Schüler*innen tragen den Davidstern zurzeit unsichtbar unter dem Pullover, sie haben Angst vor antisemitischen Angriffen auf dem Schulweg. Palästinensische Schüler*innen beteiligen sich lieber nicht an der Diskussion über den Nahen Osten und bleiben stumm, weil sie rassistische, muslimfeindliche Angriffe befürchten.

Menschen mit familiärem Bezug zu Israel oder Gaza trauern um ihre Angehörigen. Die Spannungen im Nahen Osten erreichen uns aber auch über die Medien und sozialen Netzwerke, wenn wir keinen direkten Bezug zur Region haben und dringen ein in unseren Alltag und in unsere Schulen.

Unser Mitgefühl und unsere Überzeugung der Gleichwertigkeit aller Menschen hindert nicht unseren sachlichen Blick auf die historischen, politischen und sozialen Zusammenhänge, die zu den tausendfachen Opfern führten. Die militärische und politische Lage im Nahen Osten können wir nicht beeinflussen, aber wir tragen die Verantwortung dafür, wie wir unser hiesiges Zusammenleben gestalten, damit wir weiterhin friedlich zusammenleben können.

Die Schulen müssen sichere Orte für alle Schüler*innen und Pädagog*innen bleiben. Unsere Kommunikation miteinander darf nicht abbrechen, da sonst gegenseitiges Verstehen erschwert sein wird. Leider bietet der Schulalltag im Regelbetrieb kaum Zeitfenster für einen ausführlichen Austausch zu unseren Anliegen. Dabei ist es gerade jetzt dringend notwendig, dass wir uns diese Zeitfenster schaffen, gegebenenfalls auch auf Kosten von anderen schulischen Anliegen.

Viele Lehrkräfte betonen, dass sie die Emotionen der Schüler*innen wahrnehmen und den Austausch gerne befördern wollen, aber sie befürchten, den vielen Facetten des Themas nicht gerecht werden zu können.

Aber auch dann, wenn historisches Wissen über die Region fehlen sollte, ist der Austausch untereinander hilfreich und notwendig. Unsere Landes- und Regionalkoordinationen unterstützen gerne dabei, außerschulische Projektträger zu kontaktieren, die bei der Diskussion unterstützen, einen Workshop anbieten oder eine Fortbildung anbieten können. Auch wenn sich momentan zeigt, dass die Angebote bundesweit nicht ausreichen, ist auch ein Workshoptermin in einigen Wochen hilfreich. Die Themen werden uns noch lange beschäftigen.

Sanem Kleff

Hier gibt es Hinweise für den Unterricht zu dem Thema.